Gründer zum Frühstück

Fühlte sich an wie ein Klassentreffen, das erste Gründerfrühstück nach der Sommerpause. Ein "Hallo!" hier, ein "Na, wie läuft´s?" da und eine Mischung aus altbekannten und neuen Gesichtern, die sich unisono über das Buffet und auch meine Herzwaffeln am Stiel hermachen. Wobei ich finde, dass man speziell die neuen Gesichter, also die von ganz "frischen" Gründern sofort erkennt, denn sie schauen so fasziniert wie unsicher, begeistert wie verwirrt aus der Wäsche.

 

Genauso, wie ich wahrscheinlich "damals" bei meinem ersten Mal im Riverboat geguckt habe. Es fühlt sich an, als wär das Urzeiten her, dabei ist gerade Mal ein halbes Jahr vergangen, seit ich im März sehr gespannt zu meinem ersten Gründerfrühstück marschierte - mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass man mich früher oder später als Hochstaplerin entlarven und des Raumes verweisen würde. Denn mal ehrlich: Ich war selbst noch nicht so ganz überzeugt von meinem großen Plan, geschweige denn irgendwo in der Nähe des Status, andere überzeugend überzeugen zu können. Ja, in meinem Kopf nahm das Bild immer klarere Formen an, aber noch war ich selbst nicht mein größter Fan.

Ganz Ohr! Foto: Gründernest
Ganz Ohr! Foto: Gründernest

Das hat sich mittlerweile - zum Glück - geändert. Umso interessanter der gesprächige Vortrag von Alexander Nast zur nächsten Stufe auf dem Weg zum Großgrundbesitzer: Mitstreiter finden. Und zwar nicht irgendwelche, sondern "echte", also Überzeugungstäter, die genauso für´s Herzensprojekt brennen, wie man selbst, egal ob Kohle im Spiel ist oder der bloße Antrieb die Freude am Machen ist. Ein schwieriges Thema und ein ständiger Balance-Akt, denn als "No budget"-Unternehmen fehlt einem als Chef die Verbindlichkeit der Bezahlung und die damit einhergehende Möglichkeit, freundlich aber bestimmt auf Deadlines pochen zu können bzw. zu sagen: "Du horch mal, komm in die Pötte!" Denn man will einem wohl gesonnenen Leute ja nicht vergraulen, gleichzeitig hat man aber auch wenig Muße, auf der Stelle zu treten bzw. zum Bettler zu mutieren. Also was tun?


Für Alexander alles halb so wild, weil er nie einem strikten Zeitplan gefolgt ist, sondern immer so gemacht hat, wie´s grad passte. Auch wenn ich da ein bisschen mehr auf Struktur stehe und nicht so in den Tag hinein gründe wie er, hat er in einem entscheidenden Punkt absolut Recht: Timing ist alles!

Denn wenn ich mir anschaue, wie ich solch "richtige" Leute in den letzten Monaten gefunden habe, war es immer eine Frage der Zeit, die ich einfach machen lassen musste, damit es im Endeffekt immer gut wurde. Kein leichtes Unterfangen für mich als Mrs. Ungeduld und "Ich-würde-gerne-jetzt-sofort-und-auf-der-Stelle-alles-klären". Aber tief durchatmen und abwarten, bis es passt bzw. passen kann, funktioniert tatsächlich. Das war so mit der richtigen Location für´s Café, das funktionierte, als ich Leute "mit zu vielen Tassen im Schrank" suchte und setzt sich immer wieder auf´s Neue durch, egal, an welcher Stelle auf dem Weg zur Eröffnung ich grad bin. Jüngste Beispiele: Die Küche, passende Co-Worker und mein Taschenwolf. Taschen.. was? 


Das ist im wahrsten Sinne eine andere Geschichte und zwar eine für kleine Kinder, die ziemlich genau seit einem Jahr fertig bei mir in der Schublade liegt, aber bislang noch darauf wartete, illustriert zu werden. Scheint, jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, denn seit etwa zwei Wochen häufen sich die Zufälle, die mich mit Illustratoren, Kinderbuchautorinnen und Taschenproduzenten in Kontakt bringen. So wie mit Jan von Einzelwerk beim Gründerfrühstück... - wo ich auch auf einen Legoklotz-Enthusiasten traf, dessen tolle Ideen erst noch die richtige Bahn finden müssen, der aber zweifelsfrei wie eine wunderbare Bereicherung für mein Café klingt. 


Die Küche "fand" mich durch die Nacht der Kunst und eine begeisterte Baustellenbesucherin, die ihrer Tochter von meinem Projekt erzählte und die mir daraufhin wiederum ihre mit allen Geräten ausgestattete Küche zu einem unschlagbaren Kurs anbot. Passt!


Was nicht heißt, dass ich völlig passiv rumsitze und einfach der Dinge harre, die da kommen. Nein, vielmehr spiele ich aktiv Gründungs-Tetris und baue mit großer Begeisterung wie schon damals zu Gameboy-Zeiten die Klötzchen so zusammen, dass die "To Dos" sich früher oder eben später in Luft auflösen. Auch wenn ich mal ne Weile auf die lange Reihe warten muss, weil nur diese komischen Z-förmigen Dinger kommen, die niemand gebrauchen kann, aber mit denen man einfach klar kommen muss, um nicht "Game over" zu gehen ;-).