Liebes Leben...

Gruppenbild mit Siegerkuchen mit allen Akteuren von "Goh li(e)s again": Jose Varghese, Maike Steuer, Karl-Friedrich Gräfe, Jan Lindner, Heike Wolff-Georgi und Tabea Brandner
Gruppenbild mit Siegerkuchen mit allen Akteuren von "Goh li(e)s again": Jose Varghese, Maike Steuer, Karl-Friedrich Gräfe, Jan Lindner, Heike Wolff-Georgi und Tabea Brandner

Obwohl ich ein Schreiber bin, waren Poetry Slams bislang immer nur eine Sache des Zuschauens. Doch zum homeLE-eigenen Poetry Slam: "Goh li(e)s again" hab ich mich auf die Bühne gewagt. (Kann mich ja keiner rauswerfen aus meinem eigenen Laden, egal wie schlecht der Text ist ;-) In der Tasche kein Liebeslied, aber einen sehr persönlichen Text zur Liebe. Während ich hier ganz hibbelig sitze und der heutigen Verleihung des Familienfreundlichkeitspreises entgegen fieber, seid ihr vielleicht entspannter unterwegs und habt Lust, ihn euch zu Gemüte zu führen. Schönes Wochenende und drückt mal die Daumen für später!

Liebes Leben – Liebe(s) leben

 

Nein, ich werde dich nicht fragen,

dir nicht sagen, welche Gedanken mich plagen,

mich verzagen lassen, weil ich nicht weiß, wer du bist.

Was du willst, von mir, vom Leben, für dich.

Das hat mich das Lieben gelehrt,

die Enttäuschung, der Wunsch unbeschwert eine Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Die Erkenntnis ist manchmal kaum auszuhalten,

dass ich zu spät dran bin, um zu lieben, verlieben zu können – ohne angezogene Handbremse und den ängstlichen Blick in den Rückspiegel. Im Kofferraum ist kein Platz mehr für weiteres Gepäck.

 

Jede Menge Taschen, Rucksäcke, verschiedene Maschen, die alle ein Stück Glück enthalten. Schöne Erinnerungen an all die Versuche den Einen zu finden. Zeit schinden, das wünsch ich mir manchmal und eine Erleuchtung im Umgang mit der stärksten Kraft im Leben. Die uns streben lässt und nicht eher ruhen, die unser Tun beeinflusst so sehr wie nichts sonst auf dieser Welt.

 

Weder Geld, noch Schönheit können ihr das Wasser reichen,

sie zerstört, lässt Steine erweichen.

Sie zwingt dich lächelnd in die Knie

und nie, nie, nie wär ich ihr böse, dafür.

Denn die Liebe lässt uns träumen,

überschäumen mit Ideen, neue Wege gehen, die wir uns nie zugetraut.

Sie umfängt dich wie ein weicher Schal,

gibt Sinn, nimmt Sorgen, bereitet Qual.

 

Ich frag mich bloß, warum bist du,

ist sie in „wahr“ so schwer zu finden?

Was mach ich nur falsch beim binden wollen?

Oder liegt´s am Mann?

 

Der nicht will, möchte, kann?

Dessen Herz nur einen Zwischenstopp einlegt,

eingelegt in eine ätzende Lauge.

Augen zu und ausgekostet?

Nein! Nein! Nein!

Das ist nicht fair,

ich wünsch mir Liebe, aber nicht so kompromisslos sehr.

Vielleicht ist meins auch nur eingerostet und vermag nicht mehr zu schwärmen?

Kann man lieben irgendwie können lernen?

Suche nicht, dann wirst du gefunden,

vergiss was war, die alten Wunden.

Pflaster drauf und Blick zur Sonne,

positive Ausstrahlung, gutes Karma statt Restabfalltonne.

Mit Liebe im Leben geizen, wär wie Skat spielen ohne reizen zu wollen.

Leere vier Wände werden durch sie zum Wohlfühlort,

sie provoziert, rastet dich aus, ist Grund für Mord.

In Massen schart sie Fans um sich,

doch ich begreif sie einfach nicht.

 

Jeder Toaster hat ne Packungsbeilage

und online findet sich für jede Plage die passende Diagnose.

Nur wie man „richtig“ liebt, um zurück geliebt zu werden, bleibt ein Mysterium, sorry, aber liebe Männer nehmt mir die Frage nicht krumm,

was treibt euch bloß um?

 

Alle Vergebenen dürfen sich nun die Ohren zu halten, abschalten und ganz verhalten grinsen über ihre einsamen Artgenossen, verschossen in die Liebe.

Susi liebt Udo und Eva den Eric.

Lisa den Thomas und Kati den Nick.

Patrick ist hässlich, doch Doreen findet ihn schön,

Sebastian strunzdumm, doch Janine will mit ihm gehen.

Der Carsten, der nervt jeden mit seinem Intellekt,

Nancy gefällt´s, sie find das perfekt.

Und Sascha, der Macho spricht von Madeleine nur als „Puppe“,

sie himmelt ihn an, denn so Sprüche sind ihr schnuppe.

 

Ihr müsst mir glauben, mich zerfrisst nicht der Neid,

ich bin es einfach nur Leid zu hoffen.

Ich bin ein offener Mensch und liebe das Leben.

Manchmal frag ich mich bloß, was muss ich noch erleben,

wonach lohnt es sich noch mehr zu streben, als nach dieser Liebe?

 

Allein sein, kann ich, tagelang.

Konnt ich mal, als ich noch nicht verantwortlich war.

Für ein inzwischen dreieinhalbjähriges Leben.

Er bereichert meine Welt um einen Regenbogen an Facetten

und doch kann auch seine Liebe nicht retten,

was unterwegs verloren gegangen ist.

Hier drinnen wohnt ein sehr sensibler Gast,

der nichts mehr als das Wörtchen „vielleicht“ hasst.

Und lieber mauert, als zerbrochen zu werden

und durch einen falschen Takt mein inneres Gleichgewicht zu gefährden.

Ich bin zu alt für diese Mätzchen,

für unverbindliches Schnucki, Puppi, Schätzchen-Gesäusel.

Für Rätsel raten und Puzzle-Spiele,

Einsiedlerkrebse und Solisten ohne Ziele.

 

Warum steh ich hier und nicht woanders?

Wer entscheidet, ja man kann das Leben meistern,

so wie es ist und werden will.

Still-stand, Kopfstand, Handstand

alles schwierig und riskant.

Wirklich lieben ist mutig, forsch, ja, außergewöhnlich,

einfach alles, außer gewöhnlich.

 

Wie nackt vorm Spiegel stehen

und dem lieben Leben direkt in die Augen zu sehen.

Es zeichnet mich – das niemals fertige Bild,

ergänzt hier ne Falte, da einen Pickel, alles halb so wild.

Doch da ist dieser blinde Fleck

und egal, was ich mache, er geht einfach nicht weg.

Liebes Leben würdest du meinem Liebesleben bitte wieder Raum zur freien Entfaltung geben?

Euch beiden trennt nur ein „i“,

nur gemeinsam erschafft ihr diese Magie,

die dich schweben lässt über den Dingen,

ich könnt so manches Lied davon singen.

 

Denn Liebe, du bist schön,

verführerisch wie Waffeln mit Eis und heißen Kirschen,

ja, ich möchte mit dir gehen,

du darfst dich gerne ran pirschen.

Aber spiel mit mir bitte nicht weiter verstecken,

sonst kannst du mich echt mal... ach was, lass stecken!